Herbstblatt auf der Wiese

Fallenlassen

Leise trudelt es zu Boden,
fällt wie schwimmend durch die Luft,
gestern hing es doch noch oben,
zart umspült von Ernteduft.

Strahlte leuchtend durch die Gegend,
um die Wette mit Geduld,
ab und zu im Winde regend-
wer ist an dem Absturz schuld?

War es unser wenig gießen
oder die geballte Last?
Die es heute fallen ließen.
Haben wir nicht aufgepasst?

Nein, es ist des Lebens Weise,
es blüht auf und wächst dahin;
macht sich auf die Jahres-Reise,
was ist hier der Schöpfung Sinn?

Jeder weiß es, hat’s gehört,
dass das Leben stets sich dreht,
Hat sich nie daran gestört,
dass es mal zu Ende geht.

Blätter fallen, das ist klar,
Herbst heißt diese Jahreszeit.
Er kommt wieder, jedes Jahr,
und es ist auch jetzt so weit.

Manches lässt sich gut verdrängen,
auch wenn’s immer Wahrheit war;
in den Tiefen einzuengen,
das Bestreben ist stets da.

Woll’n im Leben nichts verpassen,
unsre Tage spielend seh’n.
Doch wer kann sich fallen lassen,
wenn es Zeit ist abzugeh’n?

Keiner denkt an Lebensende,
an das Sterben, nach der Zeit.
Irgendwann kommt dann die Wende;
Mancher merkt: es ist so weit.

Andre fallen ohne Ahnung,
überrascht vom Lebenslauf,
für  sie gab es keine Warnung,
ihre Zeit hört einfach auf.
 
Wie die Blätter an den Bäumen,
schwebend zu der Erde zieh’n,
und von neuem Leben träumen,
geben sie sich sterbend hin.

Auch der Mensch kann vieles geben,
bis zuletzt prägt er die Welt,
Werte in das Leben legen,
das zur Seite ihm gestellt.

Segensspuren lass uns legen,
Frieden suchen überall,
andre Leben damit prägen,
bis zu unsrem letzten Fall.                                   aduk

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